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Zu Beginn der 50er Jahre gab es die ersten
Wünsche nach einem eigenen Vereinsheim. Anfang 1954 konnte vom
Ehrenvorstand Theodor Binding ein halbes Tagwerk Grund für einen
symbolischen Preis erworben werden. Es handelte sich um den
ehemaligen Pichplatz der Grünbacher Weißbierbrauerei, dieser war
zum damaligen Zeitpunkt eine aufgelassene Sandgrube. Der Platz
war auch „archäologisch“ interessant, denn man fand beim
Ausgraben der Fundamente Unmengen von Glasscherben, die dort
über Jahrzehnte entsorgt wurden. Im Mai 1954 war Baubeginn, am
16. Juni 1954 war bereits das Richtfest. Es wurde im Osten eine
kleine Hausmeisterwohnung mit Küche, Schlafzimmer und einem
Kinderzimmer gebaut. Ebenso wurden ein Raum für die Theaterbühne
und Toiletten gebaut. Dagegen hatte die Wohnung keine eigene
Toilette und kein Bad. Zur Körperpflege der Bewohner wurde das
Waschhaus in einem kleinen Nebengebäude genutzt.
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Als Festsaal wurde an die Theaterbühne
eine gebrauchte Militär-Unterkunftsbaracke angebaut. Diese
Baracke konnte man im Flughafen Erding günstig erwerben. Das
Dach war nur mit Dachpappe gedeckt. Für Wärme im Saal sorgte ein
Sägemehlofen (Sogleimofa).
Am 25. Juni 1955 fand die Heimeinweihung mit einem Heimatabend
statt. Der Eröffnungstermin war mehr als sportlich gewählt
worden. Am Tag vor dem Heimatabend gab es noch keinen Fußboden
im Saal. Es wurde die ganze Nacht gearbeitet und die ersten
Gäste begegneten noch den Handwerkern, die gerade die Baustelle
verließen. Die Baracke wurde nur einige Jahre genutzt. Nachdem
bei einem Sturm in der Nacht vor dem Faschingsball das halbe
Dach vom Wind weggeblasen wurde, entschloss man sich, einen
richtigen Saal zu bauen. Der Faschingsball fand im Übrigen
statt. Die abgerissenen Teile wurden im Wald eingesammelt und
wieder zusammengebaut. Am Abend wurde ausgelassen gefeiert.
Bereits 1962 wurde mit dem Neubau
begonnen. Ein Saal mit 130 m² wurde gebaut. Westlich davon war
der Eingangsbereich mit einer kleinen Küche und einem Lagerraum
im Obergeschoß. Die finanziellen Mittel waren damals sehr
begrenzt. Die Mitglieder gewährten zinslose Darlehen und beim
Bau wurde gespart, wo es nur ging. Nach vielen Schwierigkeiten
konnte der Saal am 13. September 1964 durch Pfarrer Neumaier die
kirchliche Weihe erhalten.
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1972 verabschiedeten sich die
Herbergsleute Kathl und Sepp Adelsberger, die seit 1955 mit
ihren Kindern Willi und Ingrid die Seele des Trachtenheims
waren. Sie hatten in unvergleichlicher Weise das Haus zum Heim
gemacht. Bereits 1974 wurde in Sitzungen über den Bau einer
neuen Hausmeisterwohnung beraten. Die Wohnung war damals schon
nicht mehr zeitgemäß ohne Dusche, Bad, WC. Auch der Abschluss
eines Bausparvertrages wurde in Erwägung gezogen. 1975 wurde das
Trachtenheim an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen,
1980 kam der Kanalanschluss. 1993 wurden konkrete Planungen für
eine umfassende Renovierung und den Bau einer neuen
Hausmeisterwohnung in Angriff genommen. Die Kostenschätzung des
Planers Xaver Bauer belief sich auf 550.000 DM. Die nächste Zeit
verging mit einer konkreten Ausarbeitung der Pläne und der Suche
nach Zuschüssen. Von der Direktion für ländliche Entwicklung
wurde im Rahmen der Dorferneuerung ein Zuschuss von bis zu
120.000 DM in Aussicht gestellt. Das galt es natürlich
abzuwarten. Auf dieses Geld wollte die Vorstandschaft nicht
verzichten. Die Planungen der Dorferneuerung zogen sich in die
Länge. In Grünbach passierte fast nichts. Erst am 12. Juli 1997
konnte man in einer außerordentlichen Generalversammlung den
Beschluss fassen, die Sache jetzt anzupacken. Die Baugenehmigung
hatte man bereits erhalten. Eine Zuschusszusage vom
Dorferneuerungsprogramm gab es immer noch nicht.
Am 18. April 1998 war Baubeginn. Die
Maßnahme wurde in drei Bauabschnitte geteilt. Im ersten
Abschnitt wurden die Toiletten komplett entkernt und zur
ehemaligen Hausmeisterwohnung hin erweitert. Außerdem wurde das
alte Dach abgebaut. Das komplette Dach wurde mit einer Schalung
versehen und mit Falzziegeln neu eingedeckt. Bis zur
Generalversammlung im Oktober waren die Toiletten soweit fertig,
dass sie benutzt werden konnten.
1999 wurde mit dem 2. Bauabschnitt
begonnen. Es wurden der Eingangsbereich im Westen, die Küche,
der Lagerraum und der Keller abgerissen. Die verbliebene Wand an
der Westseite musste man aufwändig unterfangen. Neu errichtet
wurden ein Keller, ein Anbau für Eingangsbereich und Garderobe,
die Küche und eine Hausmeisterwohnung mit ca. 70 m². In diesem
Jahr erfolgte auch eine Kreditaufnahme über 120.000 DM sowie
eine Beitragserhöhung auf 50 DM je Mitglied. Das ganze Jahr
wurde an den Wochenenden fleißig gewerkelt, dennoch zog sich der
Bau in die Länge. Am 22. Oktober 1999 konnte Hebweih gefeiert
werden. Bis dahin wurden 2.600 freiwillige Arbeitsstunden
geleistet und insgesamt 164.000 DM ausgegeben.
Im Jahr 2000 wurde der Innenausbau in
Angriff genommen und eine moderne Ölheizung für Wohnung und Heim
eingebaut. Im Januar 2001 wurde die Wohnung an die neuen
Hausmeister Zita und Sigi Strätling übergeben.
2001 begann auch der 3. Bauabschnitt mit
der Erneuerung des Saales. Der Saal wurde mit einer
Innenisolierung ausgestattet. Durch die großzügige Unterstützung
der Schreinerei Westermaier aus Kleinthalheim war es möglich,
eine schöne Holzdecke einzubauen. Am Ende wurde der Parkettboden
abgeschliffen und neu versiegelt. Mitte des Jahres wurde es
finanziell sehr eng. Es waren schon über 5.500 Arbeitsstunden
geleistet worden, aber die Kasse war leer. Doch großzügige
Spenden unserer Mitglieder und Gönner verschafften etwas Luft.
Unser Ehrenmitglied Anton Grabrucker fertigte, wieder mit der
Unterstützung der Schreinerei Westermaier, Einbauschränke und
eine Holzverkleidung für Wand und Schanktheke. Die Schanktheke
hatte man schon einige Jahre vorher vom Gasthof Stangl in
Eichenried bekommen. Nach einem Brand und dem folgenden Neubau
wurde sie dort nicht mehr benötigt. Als alles fertig war, waren
alle Mitglieder und Besucher vom Ergebnis begeistert. Fertig war
man allerdings noch lange nicht. Küche, Keller, Balkon,
Außenputz und Außenanlagen waren noch zu machen. Das Jahr 2003
begann man mit der Fertigstellung des Balkons der
Hausmeisterwohnung.
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Die Eingangstreppe wurde mit Platten gefliest. Im Keller folgten
der Innenputz, Estrich- und Fliesenarbeiten. Mitte November
begann man mit den Erdarbeiten für die Pflasterung der
Außenanlagen. Im Frühjahr 2004 wurden die Arbeiten an den
Außenanlagen fortgeführt und abgeschlossen. Auch der Außenputz
konnte durch eine großzügige Materialspende unseres Mitglieds
Georg Grasser aus Englpolding angebracht werden.
Am 26. Sept. 2004 fand die Einweihung
unseres Trachtenheimes durch Pater Philipp Kollecki statt. Nach
über sechs Jahren Bauzeit und mehr als 7.000 ehrenamtlichen
Arbeitsstunden war das Haus endlich fertig. Nicht unerwähnt
bleiben darf in diesem Zusammenhang, dass während der gesamten
Bauzeit, die Brotzeiten für die freiwilligen Helfer von der
Grünbacher Bäckerei Blattenberger spendiert wurden. Wenn am
Samstag um ½ 12 Uhr einer der Arbeiter zum Bäck‘ kam, hieß es
nur “wia fui Leit seit´s?“ Großzügig ausgestattet kam er dann
zur Baustelle zurück. Dafür ein herzliches Vergelt´s Gott.
Wie jeder Bauherr weiß, ist ein Haus
nicht fertig wenn die Handwerker die Baustelle verlassen haben.
Ein eigenes Haus fordert immer seinen Besitzer, es ständig zu
pflegen und instand zu halten. Auch die Einrichtung war bei uns
noch lange nicht abgeschlossen. In der Küche gab es außer einem
Herd, einer Spülmaschine, einer kleinen Haushaltsspüle und einem
provisorischen Tisch keine weiteren Gegenstände. 2007 wurde über
dem Kellerabgang ein Dach errichtet, da es bei starkem Regen
schon mehrmals Probleme mit dem Wasser gegeben hatte. 2008 wurde
das Darlehen, das der Verein 1999 aufgenommen hatte, verlängert.
Die Zinsen waren leider leicht angestiegen und der Schuldenstand
immer noch beträchtlich. Die laufenden Ausgaben für unser Haus
belasteten den Etat erheblich und es war nicht möglich, eine
Sondertilgung zu leisten. 2008 wurde die Kleiderkammer im Altbau
hinter der Bühne umgebaut und auch der Sitzungsraum daneben
erhielt einen neuen Fußboden. Eine zusätzliche Türe vom
Sitzungsraum zur Bühne wurde eingebaut. 2011 wurden für die
Küche eine neue Edelstahleinrichtung und eine gebrauchte
Gastrospüle gekauft und eingebaut. 2013 kam ein Dunstabzug
hinzu. Nun war auch die Küche fertig. 2013 wurde auch ein neuer
Fahnenschrank im Eingangsbereich eingebaut. Dort kann nun jeder
Besucher unsere restaurierte Fahne bewundern. 15 Jahre seit dem
Beginn des Umbaus waren vergangen, bis alle Bau- und
Einrichtungsmaßnahmen abgeschlossen werden konnten.
2017 gelang es von Dr. Conrad Binding
ca. 1000m² für einen symbolischen Preis zu kaufen.
Noch im gleichen Jahr wurden die Außenanlagen nach einem
massiven Befall durch den Borkenkäfer (in den Jahren 2015/ 2016)
neu gestaltet. 2018 konnte die letzte Rate aus dem Kredit für
die Sanierung des Trachtenheims getilgt werden. Im Herbst 2019
wurde die Theaterbühne durch die Theaterspieler neu gestaltet.
Derzeit - im Frühjahr 2021 - widmen wir uns nun dem Fußboden im
Saal, welcher erneuert werden muss.
Wir Grünbacher Trachtler sind stolz auf unser Trachtenheim:

Verfasser: Anton Lechner (2014 - 2021)
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